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Ein altes Lied von Einheit und Abschied

Es ist ein altes Lied, das mich umhüllt. Wenn ich die Straße entlang gehe, sehe ich die Blicke. Manchmal ein Lächeln, ein Schritt auf mich zu. Ich bleibe stehen, Hallo sagen die fremden, bekannten Augen. Einen Augenblick bleibt die Zeit um uns herum stehen. Da ist Mystik, etwas, das nicht greifbar ist für den anderen, etwas, das magisch anzieht. Hier bin ich, sagt mein Solarplexus und lädt ein.

 

Es ist ein altes Lied, das uns umhüllt. Da ist Verwunderung, Staunen, wortlose Freude, was für eine Verbindung. Momente, die zerschmelzen in der Präsenz, die uns umgibt. Ich lasse los, lasse mich sinken, vorsichtig erst, endlich zuhause.

 

Es ist ein altes Lied, das ihn umhüllt. Ein Blinzeln, wie aus einem Traum erwacht, der Alltag ruft, der Job, das Leben. Du bist so wunderbar, ich bin dann mal weg. Wiedersehen ungewiss. – Hallo? rufe ich noch hinterher. Und was ist mit der Verbindung, die du aufgebaut hast?

 

Es ist ein altes Lied, das mich umhüllt. Schmerzvoll blicke ich auf die Verbindungsschnüre, die abrupt losgelassenen. Sie enden in mir, und verbinden mich nun mit der Leere. Da ist Traurigkeit und Schmerz, ein alter, lebensbedrohlicher.

 

Es ist ein altes Lied, das ihn umhüllt. Die Wege kreuzen sich, die Augen leuchten. Du bist so wunderbar, ich war nie weg. Unbekümmert nimmt er die Verbindung wieder auf, als wären die Enden nie auf dem staubigen Boden vor meinen Füßen gelegen, und stürzt sich hinein, fasziniert, voller Elan, kopfüber. Wie die Motte, die das Licht sucht, die nicht von der hellen Lichtquelle lassen kann.

 

Es ist ein altes Lied, das mich umhüllt. Ich schrecke innerlich zurück, möchte wegrennen, habe Angst. Doch die Beine tragen nicht. Die Verbindung, potentiell schmerzhaft zwar, gibt auch Kraft, hüllt mich ein, zieht mich an. Ich sinke. Ich hoffe. Ich vertraue. Und ich spüre genau hin, jede Irritation, jede Mikrobewegung weg von mir, jedes Wachsen eines Grashalms.

 

Es ist ein altes Lied, das mich umhüllt. Vor mir erneut die Leere, in mir die Traurigkeit, die Enttäuschung, die Müdigkeit, der alte Schmerz – wieso? Immer und immer wieder. Ist es ihre fehlende Beständigkeit und Ehrlichkeit, ist es meine zu große Offenheit, mein hoffnungsvolles Vertrauen?

 

Es ist ein neues altes Lied, das nun erklingt. In mir ist Offenheit, der Wunsch zu vertrauen, und in mir ist auch Wut. Das bin ich und das sind meine Grenzen. Willkommen ist, wer Verbindung verlässlich halten möchte, wer beständig ist und Lust hat auf den ganzen Kuchen, nicht bloß die Rosinen. Alle, die Angst haben vor sich, vor mir, vor Weite, Kraft, Verletzlichkeit, Licht und Tiefe, dürfen in Zukunft die Straßenseite wechseln, Blicke aus der Ferne werfen, sich vorstellen, was wäre wenn, ihr sicheres Leben weiterleben.

 

 

Es ist ein neues altes Lied, das mich umhüllt. Wenn ich die Straße entlang gehe, sehe ich die Blicke. Manchmal ein Lächeln, ein Schritt auf mich zu. Ich bleibe stehen, Hallo sagen die fremden, bekannten Augen. Einen Augenblick bleibt die Zeit um uns herum stehen. Da ist Mystik, etwas, das nicht greifbar ist, etwas, das magisch anzieht. Hier bin ich, sagt mein Solarplexus und fragt: So, und wer bist du? Zeig mir, wer du bist. Ich möchte es sehen, hören und fühlen. Nicht bloß heute. Auch morgen. Vielleicht, vielleicht lade ich dich dann eines Tages ein.

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